Poe Mortem (1) – William Wilson

Kennt Ihr schon Poe Mortem? Das ist eine neue Hörspielreihe von Constantin Wiedemann. (Berlin, ich hasse dich!) In Podcastform ist sie bei bei Spotify an den Start gegangen. Monatlich erscheint hier ein Klassiker von Edgar Allan Poe, wobei die Geschichte einen Sprung in unsere Gegenwart macht. Den Anfang macht das Hörspiel William Wilson, erschienen am 25. Juli.

Klappentext
Er ist immer in Bewegung und kommt doch nicht zur Ruhe. Getrieben von seinen eigenen Dämonen, seinem flüsternden Gewissen und einen Schatten, den er nicht loswird. „William Wilson“ ist eine moderne Hörspielumsetzung nach einer klassischen Erzählung von Edgar Allan Poe.

Mein Eindruck
Sein Name ist Wilken, Wilhelm Wilken. Vom Beruf Sohn, aber vom Vater genötigt, auf die Universität zu gehen und seinen Abschluss zu machen. Mitten im Studium bekommt er einen neuen Mitstudenten. An sich nichts Ungewöhnliches, würde dieser nur nicht genauso heißen und auch noch ähnlich aussehen, wie Wilhelm selbst. Es kommt wie es kommen muss. Beide entpuppen sich als das krasse Gegenteil von einander und werden zu Rivalen. Getrieben vom Hass auf seinen Nebenbuhler kehrt Wilhelm dem Studium und seinem Umfeld den Rücken. Doch egal, was er tut oder wohin es ihn verschlägt, er schafft es nie wirklich, aus dem Schatten des anderen, des falschen Wilhelm herauszutreten.

Die Hörerschaft erlebt den folgenden sozialen Abstieg Wilhelms aus nächster Nähe mit. Dieser tritt nämlich als Ich-Erzähler auf und hält sein Publikum ganz nah am Geschehen. An dieser Stelle ein großes Lob an Paul Worms, der Wilhelm und seinem Kontrahenten die Stimme leiht und so den gemeinsamen Weg der zwei hörbar macht. Dabei kehrt er jede Regung und jeden Gemütszustand der beiden so nach außen, dass man sich vollends in beide Figuren hineinversetzen kann. Sehr schön gespielt.

Auch die übrigen Sprecher und Sprecherinnen können sich durchaus hören lassen. Hier kommen allerdings nicht viele große und bekannte Stimmen zum Einsatz. Eine Ausnahme macht Werner Wilkening, welcher dem Universitätsprofessor Branski seine Stimme leiht. Alle anderen Stimmen sind relativ unbekannt. Dem Hörspiel tut das aber keinen Abbruch. Im Gegenteil, ohne große Stimmen macht es mich immer ein bisschen neugieriger.

Die Geräusche und Musik sind stimmig und atmosphärisch. Beides legt sich wunderbar unter das Geschehen und kommt nie zu weit in den Vordergrund.

Fazit
Eine große Geschichte muss mitnichten langatmig erzählt werden. Den emotionalen und sozialen Fall von Titelfigur Wilhelm erleben wir in einer knappen halben Stunde Laufzeit. Ich freue mich schon auf die kommenden Geschichten, die der Podcastkanal bereithält. Den Namen Poe Mortem sollten wir uns in jedem Fall merken.

Informationen zur Produktion
Musik – Michael Donner
Dialogbuch, Regie, Schnitt, technische Umsetzung und
künstlerische Gesamtleitung – Constantn Wiedemann
Kreative Beratung – Jasmin Wenger

Sprecher/Sprecherinnen
Wilhelm Wilken – Paul Worms
Katharina – Lilly Menke
Prof. Dr. Branski – Werner Wilkening
Ober – Benjamin Bronisch
Glendinning – Christopher Peters
Antonella di Broglio – Fenja Techow
Terrierdame – Jackie
Credits – Luca Lehnert


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