INSANTRIEL – Ein Hörspiel aus dem Klausstudio

„Vollkommen grenzenlos. Keine Regeln mehr da. Kein Gesetz. Nur der Trieb und der Instinkt. Wir sind eigentlich immer noch Raubtiere im Innern. Aber angeleint durch sinnlose Gesetzte und Regeln.“ – Franky Forest im Verhör bei der Polizei, nach dem Amoklauf seines kompletten Heimatdorfes Waterville. Das neue Hörspiel aus dem Klausstudio erscheint in diesen Tagen. Schon der unheilverkündende Titel INSANTRIEL dürfte die Herzen vieler Horror-Fans höherschlagen lassen. Ich durfte schon ein bisschen früher reinhören. Wie es mir gefallen hat, lest am besten selbst.

Klappentext
Ein Dorf hat sich innerhalb einer Nacht auf einen einzigen Überlebenden dezimiert. Franky Forest erklärt den drei Polizisten Ray, Noah und Zack, dass mit einem Mal jede emotionale Grenze verschwunden war und nur noch ´Freiheit´ existierte. Die Polizisten erfahren es am eigenen Leib, als in der nächst gelegenen Großstadt dasselbe Phänomen auftritt und die Menschen damit beginnen, sich gegenseitig zu richten. Euphorie erfüllt knisternd die Luft… Der Wahnsinn, steckt in jedem von uns!

Wenn eine Stadt sich richtet
Schon die ersten Sekunden des Hörspiels lassen erahnen, das hier ist nichts für leichte Gemüter. Wir hören knisternde Flammen, gebrochende Wasserleitungen, Schusswaffen und die abgefeuert werden. Begleitet wird das Ganze von Schmerzensschreien verletzter Menschen. Als schließlich ein Pärchen die Szenerie betritt, das sich regelrecht abschlachtet, ist klar, wir hören einem Dorf beim Sterben zu. Während die Polizisten Noah, Ray und Zack, ein furchtbar schlecht eingespieltes Team, den einzigen überlebenden verhören, bahnt sich bereits in der nächstgrößeren Stadt ein ähnlicher Zwischenfall an. Mit ihrem Verdächtigen im Schlepptau macht sich das Dreiergespann auf den Weg, in der Hoffnung, das Schlimmste verhindern zu können. Den moralischen, emotionalen und sittlichen Verfall macht das Hörspiel am Beispiel der Polizisten hörbar. Kaum angekommen, sinkt auch bei ihnen die Hemmschwelle und sie kommen auf den Geschmack, was es bedeutet, ohne jedes ethisches Empfinden zu handeln.

Geräusche und Musik
Für ein Hörspiel braucht es neben der Stimmen auch Musik und vor allem Geräusche, die Geschehen hörbar machen. Und das funktioniert hier wunderbar. Schon die Einstiegsszene ist mehr als eindrucksvoll. Und so zieht es sich durch das gesamte Hörspiel. Ob brennende Häuser, brechende Knochen oder die Meute, welche wild aufeinander losgeht und sich zerreißt. Jedes Knacken, jede Schnittwunde und jeder Blutspritzer sitzt und sorgt für einen Schockmoment nach dem anderen. An dieser Stelle ein großes Lob an Hörspielmacher Benedict Matysik. Der gute Bene macht sich in seinen Hörspielen die Mühe, jedes Geräusch selbst zu erstellen. Das heißt, hier kommt kein Sound aus der Konserve oder irgendwelchen Datenbanken. Wir bekommen hier echte Handarbeit auf die Ohren. Das kenne ich sonst nur vom Ohrenkneifer.

Die Stimmen
Wie es sich für ein gutes Hörspiel gehört, kommen viele tolle Sprecher und Sprecherinnen zum Einsatz. Die meisten sind relativ unbekannt. Das mag ich den Hörspielen der kleineren Labels so. Die werden auf diese Weise immer ein bisschen besonders, wenn nicht jede Stimme schon in unzähligen anderen Werken zu hören war. Dieses mal aber sind einige bekanntere Stimmen mit von der Partie. So wurden die Credits beispielsweise von Martin Keßler eingesprochen. Als Polizisten Noah und Ray sind Matthias Grimm und Tobias Brecklinghaus zu hören, die auch schon den einen oder anderen Auftritt in der Reihe Küsten-Krimi hatten. Als Bewohner von Tearstown hören wir unter anderem Werner Wilkening oder auch Johannes Quester. Egal, wie viel oder wie wenig von ihnen zu hören ist, alle spielen ihren Part schlichtweg genial. Hass, Mordlust, die Gier nach mehr. Sämtliche Emotionen werden klasse umgesetzt und hörbar gemacht. Zugegeben, hier und da einen Hauch überspitzt. Aber schließlich sind doch die Figuren doch alle dem Wahnsinn verfallen. In jedem Fall müssen alle beim Einsprechen sehr viel Spaß gehabt haben.

Fazit
Wer bei INSANTRIEL von einem Massaker ganz im Stil der alten Splatter-Filme aus 1980er Jahren erwartet, der dürfte sich hier sehr gut unterhalten fühlen. Allerdings hat dieses Hörspiel noch einiges mehr zu bieten. Es ist eine Gewaltorgie, ja. Aber zugleich birgt es noch gehörige Portion Gesllschaftskritik und hält unserer modernen, aufgeklärten und leider auch sehr oberflächlichen Welt gehörig den Spiegel vor. Von mir gibt es hierfür eine ganz klare Hörempfehlung.

Informationen zur Produktion
Skript, Regie, Sounddesign, Schnitt, Mastering: Benedict Matysik
Hörspielmusik: Benedict Matysik
Zusätzliche Musik: Alex Kowalewski
Laufzeit: 110 Minuten
VÖ. Stream, mp3

Sprecher/Sprecherinnen
Zack – Patrick Emons
Noah – Matthias Grimm
Ray – Tobias Brecklinghaus
Franky – Marc Erkens
Mackie – Yvonne Radtke
Laura – Annika Rotvogel
Priester – Jan Abraham
sowie Werner Wilkening, Johannes Quester, Sarah Liu , Nick Webb, Andre Polis, Anja Klukas, Louis Proll, Michaela Schu, Caroline Rohrbach, Benedict Matysik, Sandra Hirt, Alexander Palm, Yessica Matysik, Friederike Schmidt, Lars Große, Marco Rheindorf, Danny Kiesel, Martin Keßler


In eigener Sache
Für diesen Blogbeitrag wurde mir das Hörspiel vorab zur Verfügung gestellt. Der Beitrag wurde von mir verfasst und stellt meine persönliche Meinung zum Hörspiel dar. Dabei wurde ich von keinem der mitwirkenden Künstler oder Labels beeinflusst.

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