„Ein Gefühl von Kontrolle. Ein Gefühl von absoluter Überlegenheit. Hier in der normalen Welt ‒ außerhalb des VR-Beckens ‒ stirbt dieses Gefühl, wird schwächer und schwächer, bis es irgendwann fort ist.“ (Ash, Folge 2)
Logline
Hamburg im Post-Klimawandel, Anfang des 22. Jahrhunderts. Die Tech beherrscht die geflutete Stadt. Menschen überleben in schwimmenden Containern, während in der gigantischen Arena Gaming-Gladiatoren um Cash und Fame kämpfen. Zwischen übermächtiger KI und menschlichem Verrat muss die Hauptfigur Go [Stuntboi] Kazumi in einer dystopischen Zukunft herausfinden, wer sie wirklich ist.
Hamburg – frühes 22. Jahrhundert
Teile der Stadt sowie viele Elbvororte stehen unter Wasser. Seit Wochen bereitet sich die vom Klimawandel gezeichnete Stadt auf das „Turnier der Legenden“ vor. Im hiesigen Stadion treten die Superstars der Gaming-Szene in gigantischen VR-Wettkämpfen wie Gladiatoren gegeneinander an. Die junge Gamerin Go Kazumi ist nebenher noch leidenschaftliche Skaterin. Allerdings verliert anch einem schwerem Sturz vom Board ihren Job bei einer Filmproduktion. Schließlich heuert sie als Betreuerin für legendären Rahmani-Geschwister beim anstehenden Turnier an. Allerdings geht es hinter den Kulissen längst nicht so glamorös zu, wie es von außen scheint. Die Szene ist gesprägt von Cyberdrogen, dem mächtigen Tech-Konzern ZONE, welcher erstmalig eine KI-Gamerin ins Turnier schickt. Dem gegenüber steht ein Haufen Tech-Aktivisten, die sich dagegen einsetzen.
Setting und Story
Das Hörspiel zeigt ein sehr dystopisches Zukunftsszenario auf. Die Stadt ist geflutet, und viel zu viele Menschen teilen sich viel wenig Wohnraum. Ein Zustand, den bereits heute viele Menschen ertragen müssen. Auch wenn die Stadt Hamburg und einige Schauplätze, Straßen oder Stadtteile immer wieder betont und beim Namen genannt werden, so mag sich bei mir kein wirkliches Hamburg-Feeling einstellen. Dafür ist die Stadt, wie sie hier dargestellt und in Szene gesetzt wird, einfach zu düster. Die Geschichte könnte genauso gut in jeder anderen Stadt verortet sein, die am Wasser gelegen ist.
Durch den Einsatz von Drohnen und High-Tech-Implantaten, die jeder Mensch ab seinem siebten Lebensjahr bekommt, gibt es kaum noch Privatsphäre. Inmitten lernen wir Go kennen. Eigentlich als Mädchen geboren, fühlt sie sich zuweilen auch als Stuntboi wohl, hinterfragt so immer wieder die Wahrnehmung ihrer selbst. Mit der Hilfe ihrer Freunde stellt sich Go der Herausforderung des erwachsen werdens. Dabei lernt sie immer mehr verborgene Facetten ihrer eigenen Identität kennen.
Sound
Wie mag eine Stadt im Jahr 2112 wohl klingen? Das werden wir, die heute leben, wohl nie erfahren. Aber ich denke, Das Hörspiel kommt relativ nahe ran. Es gibt KI-generierte Durchsagen an Bahnhöfen, durch die Luft sirrende Drohnen oder auch die Menschenmassen in der Stadt. All das kann man wunderbar hören. Die Geräuschkulisse scheint sehr vielschichtig angesetzt und alles mischt sich während des Geschehens immer wieder in einander. Dies lässt das Hörspiel irgendwie rasanter erscheinen und dürfte bei einigen aus den Reihen der Hörerschaft für den einen oder anderen kleinen Adrenalinschub sorgen.
Die Sprache
Die Umganssprache in diesem Hörspiel hat es schon in sich, muss man sagen. Zum einen gibt es natürlich viel Jugendslang auf die Ohren. Aber es kommt hier unheimlich viel Gamersprache zum Einsatz. Beides zusammen lässt eine temporeiche und harte Umgangssprache entstehen, die das harte Leben vor dieser dystopischen Kulisse wunderbar abbildet. Das bedeutet aber im Gegenzug, dass man schon konzentriert zuhören muss. Sonst wird es schwierig dem Geschehen folgen können.
Fazit
Neongrau ist ein gelungener Mix aus Cyberpunk, Dystopie, Gaming und einer rasant aber herzlich erzählten Coming-Of-Age-Geschichte. Es ist eine Serie über 12 Folgen, je etwa 25 Minuten. Angehört werden kann sie in der ARD-Audiothek sowie auf allen gänigen Streamingplattformen.
Informationen zur Produktion
Von Aiki Mira
Dramaturgie – Christina Hänsel und Elena Zieser
Technische Realisation – Matthias Fischenich, Mechthild Austermann und Kerstin Grimm
Besetzung – Stefan Cordes
Regieassistenz – Julia Kiefer, Farah Wind und Patrizia Barba
Regie – Martin Zylka
Produktion – WDR 2025
Sprecher/Sprecherinnen
Go/Stuntboi – Jasha Eliah Deppe
ELLL – Meryem Ebru Öz
Edna/Kamerafrau – Asta Nechajute
Polizist – Jean Luc Bubert
Phoenix – Teven Kuhn
Ash/Ash2 – Dara Lalo
Vasquez – Karen Dahmen
Ctrl – Oscar Olivo
Yadin – Kais Setti
Robo – Malin Kemper
Wozniak – Sven Seeburg
Sven – Stefan Lampadius
Tayo – Tijan Njie
Ren – Kotti Yun
Funmi – Haley Louise Jones
Sheri – Maddy Forst
Wize+Tru100%+Kobi – Warsama Guled
Kommentator 1 – Razzortainment
Kommentatorin 2 – Liza Grimm
Einsatzleiterin – Lilia Lehner
Erzähler 1 – Meik van Severen
Erzählerin 2 – Vanessa Loibl
KI-Stimmen – KI-generiert
