Forever Club

Manchmal lohnt es sich, in den Mediatheken der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten herum zu stöbern. Nach „Mia Insonmia“ habe ich einmal in „Forever Club“ reingehört und bin bis zum Schluss dabeigeblieben. Es ist die Geschichte eines Mädchens an der Schwelle des erwachsen werdens. Dabei ist sie auf der Suche nach Akzeptanz und auch nach sich selbst. Aber lest und hört am besten selbst.

Klappentext
Die junge Mica wird aufs Internat nach Bayern geschickt, um endlich mit dem Leben klar zu kommen. Doch erst durch vier neue Freunde mit Hang zu 90s Music und durch seltsame Ereignisse lernt sie wirklich, mit ihren Problemen umzugehen. In 20 Folgen erzählt der Hörspiel-Podcast die Geschichte des „Forever Club“.

Die Story
Mica ist gerade einmal 17, und ihr Lebenswandel ist selbstzerstörerisch. Falsche Feunde, Alkohol, Ladendiebstahl und Selbstverletzung sind bei ihr alltäglich geworden. Um diese Abwärtsspirale aufzuhalten, zieht ihre Mutter Sandra die sprichwörtliche Notbremse und schickt Mica auf ein Internat in der bayrischen Provinz. Fernab von allen schlechten Einflüssen sowie ohne Smartphone und nur noch eingeschränktem Internetzugang soll Mica hier ihr letztes Schuljahr verbringen und sich auf ihr Abi konzentrieren. Die ersten Wochen sind für Mika die Hölle. Sie wird von ihrer Mitbewohnerin und deren Freundinnen gemobbt und ist mit Abstand die unbeliebteste Schülerin des gesamten Internats.

Eines Tages gerät Mica an vier andere Jugendliche, die ebenso ein Außenseiterdasein fristen wie sie selbst. Die vier heißen Alek, Bibi, Kat und Mike und bleiben am liebsten unter sich. Sie scheinen irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein. Sie kleiden sich wie die Kids damals in den 90er Jahren und hören Bands, die damals angesagt waren, wie Nirvana, Oasis, und Smashing Pumpkins. Und an lauschigen Abenden am Lagerfeuer trinken sie vorzugsweise „Saurer Apfel“ von Berentzen. Herrje, kennt das Zeug überhaupt noch jemand? Mehr 90er Jahre geht einfach nicht!

Mica genießt die Nähe dieser merkwürdigen Gruppe erlebt zum ersten mal echte Freundschaft. Während sie das Offensichtliche ignoriert, wird der Hörerschaft schnell klar, was mit den vieren etwas nicht stimmt. Sie sind mehr als 20 Jahren tot, ums Leben gekommen durch einen schweren Autounfall. Durch Mica haben sie einen Weg zurück ins Diesseits gefunden. Sie können sich in ihrer Nähe frei bewgen und sogar Dinge berühren und anfassen, die nicht aus ihrer eigenen Zeit stammen.Aber sie sind in sich selbst und Micas Nähe gefangen. Es gibt für sie keine Perspektive und kein Weiterkommen.Und solange die Umstände ihres Todes nicht vollständig aufgeklärt sind, bleibt ihnen auch die ewige Ruhe verwehrt. Mica stellt für ihre Freunde Nachforschungen an. Dabei fördert sie unglaubliches zutage.

Ein Hörspiel in Podcast-Form
„Forever Club“ ist ein Hörspiel im Podcast-Format. Angefangen am 18. November letzten Jahres ist jeden Freitag eine von insgesamt 20 Folgen erschienen. Mit einer Spielzeit zwischen 21 und 38 Minuten sind die Folgen relativ kurz geraten. Wer aber lieber möglichst viel am Stück hört, kann dies jetzt gerne tun. Folge 20 ist am 14. April erschienen und bringt das Hörspiel zu einem fulminanten und epischen Finale.

Die Musik, ein Nostalgiefaktor
Wie schon erwähnt, lauschen Alek, Bibi. Kat und Mike einen starken gern die Musik aus ihrer Zeit – den 90er Jahren. Bei 90er-Musik denken die meisten wahrscheinlich zuerst an solche Acts wie DJ Bobo, Snap oder 2 Unlimited, um nur einige Vertreter des Eurodance zu nennen, der damals bekanntermaßen die Charts dominiert hat. Aber es waren damals auch immer wieder mal „normale“ Bands und Musiker in den Hitlisten vertreten, deren Werke sich die Mitglieder des „Forever Club“ gern anhören. Es gibt ein Wiederhören mit Oasis, The Verve, Meredith Brooks, Radiohead und einigen mehr, was echtes 90er-Feefling aufkommen lässt. Der bzw. die eine oder andere dürfte sich (so wie ich selbst) beim hören in seine Teenie-Zeit zurückversetzt fühlen.

Die Stimmen
Jedes Hörspiel lebt zum Großteil von dem Sprechern und Sprecherinnen die es vortragen und ihre Figur lebendig werden lassen. So ist auch hier beim „Forever Club“. Eine Sprecherin und einen Sprecher möchte ich an dieser Stelle besonders hervorheben. Da wäre zu einem Mercedes Müller, die Mica ihre Stimme leiht. Mica macht im Laufe der Geschichte so viele Entwicklungsschübe durch, die durch Müllers Spiel erst richtig hörbar, fast schon spürbar werden. Zum anderen hat mir Edwin Rosen als Frank sehr gut gefallen. Zu deren Lebzeiten war Frank mit den vier Wiedergängern befreundet. Sein schüchternes und introvertiertes Wesen werden von Edwin Rosen sehr gut eingefangen und zum Ausdruck gebracht. Alek wird gesprochen von Heinrich Berger, seine (Adoptiv-) Schwester Bibi von Anuthida Ploypetch. Polly Roche spricht Kat, und Jonas Ems leiht Mike seine Stimme. Auch die vier machen ihre Sache sehr gut. Ich finde nur, Alek und Mike klingen stellenweise älter als sie sein sollten. Man bedenke, die vier Freunde sind im Alter von 18 oder 19 Jahren ums Leben gekommen.

Fazit
Mit „Forever Club“ bekommen wir ein gut neunstündiges Hörspiel übers Erwachsen werden. Und mehr noch, für viele könnte ein echter Ratgeber und Wegbereiter sein, seine inneren Dämomen zu bändigen und zu überwinden. Denn letzten Endes gibt es keine Zukunft, wenn man mit der eigenen Vergangenheit nicht abschließt. eine Erfahrung, die nicht nur die Protagonisten im Hörspiel machen müssen.

Informationen zur Produktion
Autorin – Jette Volland
Titelsong – „Verschwende deine Zeit von Edwin Rosen
Musik – Rainer Bartesch
Technische Realisation – Sebastian Simmert und Fabian Knof
Regie – Jette Volland
Dramaturgie – Gerrit Booms – Natalie Szallies
Produktion – Junique Productions für WDR 2022/2023

Sprecher/Sprecherinnen
Mica – Mercedes Müller
Alek – Heinrich Berger
Bibi – Anuthida Ploypetch
Kat – Polly Roche
Mike – Jonas Ems
Frank – Edwin Rosen
Sandra (Micas Mutter) – Jördis Triebel
Juliette – Melissa Zerhau
Hausmeister – Björn von der Wellen
Toby – Louit Lippstreu
Vater – Robin Hackmesser
Direktorin / Schaffnerin – Franziska Hausmann
Friedrich (Vergil) – David Nádvornik
Ralf – Mathias Kusche
Sekretärin (Elli) – Kornelia Boje
Pfarrer Jacobi – Karl-Heinz Barthelmeus
Sandra (jung) – Helena Bohnsdorf
Junge Frau – Magdalena Steinlein
Frau Schleif – Carts Zimmermann
Doris – Franziska Kleinert
Leo / Barista – Hanna Scholz
Isa – Flavia Lovric-Caparin
Sam – Johanna Martini
Lara – Helena Hausmann
Chrissy – Pia Dembinski
Franzi – Alexandra Juschkewitsch
Doro – Elina Vildanova
Sven / Marc – Elias Kohl
Emilio – Markus Ücker
Dealerin – Ella Morgen
Ralf (jung – Milan Konkel
Paul – Jakob Jürgens
Bibliothekarin – Katrin Martin
Sportlehrer / U-Bahn-Typ – Fabian Knof
Mathelehrer – Sebastian Simmert
Party-Typ / Kellner / Farradfahrer / Radio-Moderator / Pizza-Bote – Simon Schneller
Frau Meier / Krankenschwester Anna – Anna Volland
Echte Sekretärin – Frühstücksfrau – Magdalena Szlagowska
Krause – Iven Hausmann
Ladenbesitzer – Sercan Per
Polizist – Martin Laubisch
Polizistin – Marike Otto
Securitymann – Mirko Böttcher
Taxifahrer – Carsten Wilhelm
Busfahrer – Rainer Bartesch
Krankenschwester Monika / Kundin im Café / Vorzimmerdame / Junge Doris – Jette Volland

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