Midnight Tales (18) – Stalker

Midnight Tales ist eine Hörspiel-Reihe von Contendo Media, die Anfang März an den Start gegangen ist, und seitdem wöchentlich eine neue Folge nachlegt. Besonderheit: Diese Reihe erscheint nur digital. Die Hörspiele sind also nur als Download oder im Stream erhältlich. Am letzten Freitag ist mit Stalker die achtzehnte Folge erschienen, welche ich Euch heute näherbringen möchte.

Worum geht es in Midnight Tales?
Wir haben uns daran gewöhnt, alles mit den Regeln der Wissenschaft erklären zu können. Doch was, wenn diese Regeln versagen und wir uns nicht vor dem Unerklärlichen hinter dieser zerbrechlichen Sicherheit verstecken können? Sobald wir einer Welt gegenüberstehen, die nicht ganz der unseren entspricht, ist es Zeit, sich dem zu stellen, was uns anfallen könnte, wie ein Raubtier seine Beute. Sie glauben, dass sie alles wissen, doch in Wirklichkeit wissen Sie nichts. Midnight Tales – Angst um Mitternacht

Mit diesen sehr poetisch anmutenden Worten, gesprochen von Peter Flechtner, dem Stammsynchronsprecher von Ben Affleck, begleitet von einer stimmungsvollen, unheilverheißenden Musik am Anfang jeder Folge werden wir direkt dem Geschehen überlassen. Doch was erwartet uns nach diesem Intro? Grusel, Mystery, Horror, Thriller, Drama? Irgendwie alles, hier wird sich auf kein Genre festgelegt. Keine Geschichte klingt wie die andere, und es zeichnet sich auch kein Muster ab, das immer wieder zum Einsatz kommt. Mit jeder Folge erfindet sich Midnight Tales also immer wieder neu.

Und was passiert bei Stalker?
Das Cover lässt es schon erahnen. Zu sehen ist hier ein Festnetztelefon mit integriertem Anrufbeantworter, das an den technischen Standard der mittleren bis späten 1980er Jahre erinnert. Das rote Lämpchen zeigt an, dass das Gerät im Betrieb bzw. einsatzbereit ist. Im Hintergrund sieht man eine auf Armlänge geöffnete Tür, die einen flüchtigen Blick auf die Silhouette des Stalkers freigibt.

Wie schon der Titel und Klappentext erahnen lassen, wird hier die Geschichte einer Frau und ihrer Verfolgung erzählt. Und wie das Artwork schon andeutet, avanciert der Anrufbeantworter von Lisa Hudson zum Hauptakteur des Geschehens, in dem Regisseur Christoph Piasecki ihn zum Sprachrohr aller Beteiligten macht. Zu hören gibt es einen Anruf nach dem anderen, die aufzeigen, wie Lisa immer weiter in die Enge getrieben wird und schlussendlich die Kontrolle über ihr Leben verliert.

Dabei fängt alles relativ harmlos an, mit einer Nachricht von Lisas Ex-Freund Ben, der ihr gut zuredet und meint, dass „es“ vorbei sei und sie schließlich um Rückruf bittet. Schnell wird klar, dass der Stalker mit Lisas Telefonnummer eine Zeitungsanzeige für Telefonsex hat schalten lassen. Es sind auch immer wieder Nachrichten männlicher Anrufer mit ganz eindeutigen Absichten zu hören. Doch was viele für einen geschmacklosen Scherz halten, wird für Lisa zum Albtraum. Die Polizei stuft die Situation nicht als Bedrohung ein, und die Zeitung weigert sich, die Daten des Inserenten preiszugeben.

Von nun an lebt Lisa immer mehr in Angst. Ihr Stalker stellt ihr überall nach und beaobachtet ständig ihre Wohnung. Sie verkriecht sich immer mehr in ihren eigenen vier Wänden bis sie gar nicht mehr vor die Tür geht. Ihr privat- und Sozialleben findet bald nur noch über das Telefon oder vielmehr den Anrufbeantworter statt.

Es ist gleichermaßen erstaunlich und unheimlich, wie wenig es braucht, einen Menschen komplett den Boden unter Füßen verlieren zu lassen. Bis jetzt hatte ich nur eine vage Vorstellung davon, wie sich ein Stalkingopfer wohl fühlen mag. Aber nach diesem Hörspiel möchte ich es mir gar nicht mehr vorstellen können. Es ist unglaublich, schon in den ersten Minuten bekommt man einen sehr lebhfaten Eindruck davon, was es heißt, Angst als ständigen Begleiter zu haben.

Möglich wird dies durch die hervorragende Sprecherleistung, allen voran natürlich Nana Spier als Lisa, Wolfgang Bahro als Officer Jenkins und Hörspiel-Ur-Gestein Geriit-Schmidt-Foß als Ben. Aber ich meine wirklich alle Sprecher. Es ist keine Stimme dabei, die nur wenig oder schwach überzeugen konnte. Auch (oder gerade weil) sie alle verzerrt vom Anrufbeantworter kommen.

Erstaunlich ist auch immer wieder, wieviel Hörspiel in so wenig Zeit passt. Jede Folge der Midnight Tales ist nur etwa 40 Minuten lang. So auch diese hier, wir bekommen in knapp 39 Minuten eine lückenlose Story serviert, die mit Charakteren aufwartet, mit denen man sich augenblicklich identifizieren kann.

Fazit
Stalker ist ein genialer Thriller der mit einem einzigen Schauplatz auskommt und dabei keine Wünsche offen lässt. Von mir gibt es für diesen Geniestreich volle 10 Punkte! Hört es euch an – es lohnt sich!

Label
Contendo Media

Regie
Christoph Piasecki

Erscheinungsdatum
12.06.2020

Sprecher
Lisa Hudson – Nana Spier
Raymond – Kai Taschner
Officer Jenkins – Wolfgang Bahro
Sheila – Annette Gunkel
Ben – Gerrit-Schmidt-Foß
Dr. Lilian – Sabine Arnhold
Wilma – Christina Puciata
Polizist – Detlef Tams
Radiomoderator – Benedikt Weber
Missy – Rubina Nath
Sekretärin – Alexandra Lange
Anzeigenberater – Christian Möllmann
Dr. Kramer – Ulrike Möckel
Telemarketer – Thomas Birker
Kreditkartenberater – Thomas Plum
Politiker – Matthias Klages
Wärter – Holger Umbreit
Franklin – Swen Mai
Vorgesetzter – Christoph Walter
Host – Peter Flechtner
Credtis – Alex Bolte

sowie  Marios Gavrilis, Roman Wolko, Torsten Böttcher, Tom Raczko, Christoph Piasecki, Dirk Hardegen, Thomas Rippert, Oliver Kube, Andreas Sartorius, Julie Hoverson

Dramaturgie
Christoph Piasecki

Buch
Julie Hoverson

Übersetzung
Christoph Piasecki

Produktion & Schnitt
Christoph Piasecki

Musik
Michael Donner, Scott Lyle Sambora, Alexander Schiborr, Konrad Dornfels

Sounddesign & Mastering
Erik Albrodt

Design & Illustration
Alexander von Wieding

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