Das Jahr 2020 ist vorbei. Zum Glück, werden die meisten jetzt sicher sagen. Zugegeben, es war kein schönes Jahr, und es hat für viele von uns, allen voran für die Kunst- und Kulturschaffenden, extreme Entbehrungen mit sich gebracht. Nichtsdestotrotz sind im vergangen Jahr viele gute Hörspiele erschienen. Mit „Arzu“ mit ich Euch eines davon heute etwas näherbringen.
Inhalt
Eine kalte Novembernacht. Die junge Arzu übernachtet heute bei hrem Freund Alex. Als die beiden schlafen gehen wollen, wird Alex Wohnung von maskierten Männern gestürmt. Arzu wird entführt, und Alex wird brutal zusammengeschlagen und hilflos zurückgelassen. Als Arzu gewaltsam in eine Auto gezerrt wird, erkennt die ihre Peiniger wieder – es sind ihre zwei Brüder und ihre Schwester! Für Arzu beginnt eine Fahrt ins Ungewisse. Und auch ihre Geschwister wissen noch nicht, wohin die Reise wirklich geht…
Meine Meinung
Schon mit der Trigger-Warnung am Anfang, welche vor traumatischen Erlebnissen warnt, steht fest, dass das hier ein besonderes Hörspiel ist. Wir begleiten Arzu und ihre Familie auf ihrer Fahrt durch die stürmische Nacht Dabei erfahren wir nach und nach, was Arzu eigentlich verbrochen hat. Um der vorherrschenden Rollenverteilung ihrer heimischen Kultur zu entgehen, hatte sie ihrem Elternhaus dem Rücken gekehrt, um ein neues, selbstbestimmtes, Leben anzufangen. Ein Schritt, der für ihre Eltern und Familie inakzeptabel ist.
Die Fahrt entwickelt zu einem verbalen Schlagabtausch, der von verschiedenen kulturellen Ansätzen und Weltanschaunngen geprägt ist. Die Stimmung und Atmosphäre sind dabei so erdrückend, dass man es schon fast körperlich spürt. Nicht zuletzt liegt dies daran, dass die Aufnahmen nicht im Studio, sondern an realen Orten gemacht wurden. Heißt also, die Sprecher saßen wirklich die meiste Zeit im Auto! Durch diese Herangehensweise wird die Geschichte um einiges greifbarer und realer. Zumahl es sich hier um ein Hörspiel nach einer wahren Begebenheit handelt.
Neben dem außergewöhnlichen Sounddesign punktet das Hörspiel mit seinen Sprechnern. Vor allem die vier Hauptsprecher, die Arzu und ihre Geschwister verkörpern, liefern eine grandiose und authentische Leistung ab.
Wie Ihr Euch sicher schon denken könnt, ist „Arzu“ kein Hörspiel, das man nebenbei laufen lässt. Im Gegenteil, hier ist völlige Aufmerksamkeit gefordert. Auch, oder gerade weil man weiß, wie es endet, sollte man auf dem Weg dahin keinen Augenblick verpassen.
Fazit
„Arzu“ ist ein Hörspiel, dass buchstäblich unter die Haut geht. In Sachen Storytelling und Inhalt sticht es klar aus der Masse heraus und gibt dem Hörer viel Anstoß zum nachdenken. Eines der beeindruckensten Hörspiele des letzten Jahres, dass wohl jedem lange im Gedächtnis bleiben wird.
Label
Wolfy-Office
Regie
n. a.
Erscheinungsdatum
30.11.2020
Sprecher
Arzu – Rana Farahani
Osman – Hasan H. Taşgin
Shirin – Suri Abbassi
Kirir – Doguhan Kadabayi
Alex – Boris Keil
Autofahrer – Damjan Batistić
Arzus Mutter – Pervin Akyildiz
Junge Arzu – Suri Arndt
Erzählerin – An Kuohn
Ansage – Marc Schülert